BVB-Fan auf dem Jakobsweg

Hier findet ihr alles zur Reise von BVB-Fan Johannes Kirsch, welche ihn zu Fuß 775 km durch Spanien bringen wird.

Johannes Kirsch ist Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Heilige Dreikönige in der Dortmunder Nordstadt. In dieser Funktion begleitet er von Beginn an den Transformationsprozess der BVB – Gründerkirche.

Vor allem die diakonische Ausrichtung der Kirche – für die Menschen im Stadtteil – ist ihm eine Herzensangelegenheit. Nun bricht der 66jährige BVB – Fan zu einem besonderen Weg auf.

Doch bevor die spannende Reise nach Spanien begann, war er noch bei Karsten Haug im Interview!

Karsten Haug: „Santiago de Compostela!“

Johannes Kirsch: „Ich gehe de Camino Frances; das ist der Weg, der von den meisten Jakobspilgern gegangen wird. Mein Startort ist in Saint-Jean-Pied-de-Port, das liegt am Fuß der Pyrenäen auf französischer Seite. Dort gehe ich am 25. April los. Die erste Etappe ist sicherlich die anstrengendste, weil man mehr als tausend Höhenmeter auf den Kamm der Pyrenäen aufsteigen und auf spanischer Seite ebenso viel wieder absteigen muss.

Der Pilgerweg nach Santiago ist ab St. Jean 775 km lang; ich plane, in Santiago am 31. Mai anzukommen; für die 775 km stehen mir (inklusive Pausentagen) also 37 Tage zur Verfügung. Wie viele andere Pilger gehe ich nach zweitägigem Aufenthalt in Santiago de Compostela noch ca. 90 km weiter bis zur Küste nach Kap Finisterre, um dort einer alten Tradition folgend symbolisch ein Stück der Pilgerkleidung zu verbrennen.

Das Netz von Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Camino Frances ist derart dicht, dass ich mir keinerlei Sorgen mache, nachmittags vor Ort eine Unterkunft zu finden.

An den Etappenorten werden abends Pilgermenüs angeboten. Bei Tisch hat man dann eine gute Gelegenheit, Kontakte zu anderen Jakobspilger*innen zu knüpfen und sich auszutauschen. “

Karsten Haug: „Wie bist du auf die Idee gekommen?“

Johannes Kirsch: „Als gebürtiger Aachener habe ich seit meiner Kindheit und Jugend einen relativ engen Bezug zum Thema Pilgern, denn Aachen war im Mittelalter eines der wichtigsten Pilgerorte in Europa. Aachen und Trier verbindet über die Höhen der Eifel ein bekannter Pilgerweg zum Grab des heiligen Matthias, den wir schon gemeinsam unter die Füße genommen haben.

Wenn man das Pilgern grundsätzlich wertschätzt, liegt der Wunsch natürlich nahe, irgendwann auch mal zu Fuß nach Santiago de Compostela zu gehen. Eine ganze Reihe von guten Freunden und Bekannten von mir (und auch meine Schwester) haben das in den letzten 10-12 Jahren gemacht und nach ihrer Rückkehr immer begeistert davon berichtet.

Außerdem gibt es ja viele Bücher und Filme darüber. Ich fand es immer reizvoll, einen möglichst großen Teil des Wegs an einem Stück zu gehen.

Im Grunde hätte ich es auch direkt vor der Haustür losgehen können, denn ein Zweig des Jakobswegs führt durch die Nordstadt und an der Josephskirche vorbei. Aber das hätte bedeutet, wenigstens vier Monate nach Santiago unterwegs zu sein, und das erschien mir doch zu lang.“

Karsten Haug: „Es gab und gibt ja einen richtigen Boom hinsichtlich des Jakobsweges –nicht zuletzt auch durch Hape Kerkeling. Was reizt dich an dem Weg? Warum pilgerst du?“

Johannes Kirsch: „Beim Pilgern zu Fuß wie auch bei mehrtägigen Wanderungen taucht man in eine andere Welt ein. Man gewinnt rasch Abstand zu den Sorgen und Problemen, die einen in den letzten Wochen und Monaten zuhause beschäftigt haben, und lernt diese aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Auf dem Weg hat man nur das Allernötigste im Rucksack dabei, freut sich über die Gastfreundschaft der Menschen in den Etappenorten und sicherlich manchmal auch über die Unterstützung durch Mitpilgernde. Man muss zuweilen schlechtem Wetter trotzen und mit körperlichen Wehwechen umgehen und an manchen Tagen auch damit, dass die Landschaft eher öde erscheint, und und und…

Dies alles kann dabei helfen, jenseits der kleineren Probleme, die unterwegs gelöst werden müssen, im Laufe des langen Weges die persönlichen Fragen und Probleme, die man von zuhause mitbringt, für sich zu ordnen und Unwichtiges loszulassen. Dabei hilft für mich als Christen auch das Gebet. Zusammen mit den meinen persönlichen Fragen und Problemen will ich auch die vielfältigen Krisen und Unsicherheiten, die uns Menschen heute bewegen und viele beinahe verzweifeln lassen, in Gedanken und im Gebet mit auf den Weg nehmen, sei es die ökologische und Klimakrise, die vielen Kriege mit ihren zahlreichen Opfern, die wachsende Kriegsgefahr auch im Zentrum Europas, die Lage der zahlreichen Menschen auf der Flucht, das Auseinanderdriften der Gesellschaften oder die Gefährdung der Demokratie durch Rechtspopulismus und ökonomische Unsicherheit. Wenn ich all dies mit auf den Weg nehme, kann mir vielleicht der Gedanke an die vielen Jakobspilger der vergangenen Jahrhunderte helfen, von denen viele ihr Leben in deutlich schwierigeren Zeiten als der unsrigen bewältigen mussten. Und last but not least werde ich natürlich auch die vielen Menschen, denken, die mir nahestehen: meine Familienangehörigen und Verwandten, meine Freunde und Bekannten, darunter auch die nicht wenigen Verstorbenen der letzten Jahre.  “

Karsten Haug: „Was ist deine Hoffnung?“

Johannes Kirsch:  „Ich hoffe, dass ich mit größerer Gelassenheit und innerer Klarheit zurückkomme, um zu entscheiden, wo ich in meinen verbleibenden hoffentlich einigermaßen „fitten“ Lebensjahren (ich werde bald 67 Jahre alt) sinnvollerweise die Schwerpunkte meines ehrenamtlichen Engagements setzen werde. Dabei ist aus meiner jetzigen Sicht recht sicher, dass dabei die Kirche in der Nordstadt (einschließlich der BVB-Gründerkirche) und Überlegungen um deren Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Ich hoffe darauf, die in den kommenden Jahren stattfindenden tiefgreifenden Veränderungen so mitgestalten zu können, dass hier etwas sinnvolles Neues entsteht – aber das ist ein anderes Thema….“

Karsten Haug: „Kannst du dir jetzt schon vorstellen, wie du dich bei der Ankunft in Santiago fühlen wirst? Was wird dort in deinem Herzen sein?“

Johannes Kirsch:  „Ich erwarte, dass die Ankunft auf jeden Fall sehr bewegend sein wird und sicherlich auch ein paar Tränen fließen werden. Jede Wanderung, jeder Pilgerweg verändert einen; ich kann erst nach der Ankunft versuchen zu begreifen und zu sagen, wie er mich verändert hat.“

Johannes Kirsch wird uns durch Fotos und kurze Erfahrungsberichte von seinem Weg immer wieder teilhaben lassen. Dafür ein herzliches Dankeschön.

Buon cammino!